Das Lamm und
das Sitzfleisch

In der Adventzeit zieht es mich regelmäßig nach Apulien. Und das nicht nur schöner und angenehm warmer Tage wegen. Es sind vielmehr die Traditionen rund um das Weihnachtsfest, die diese Region zu etwas Besonderem machen.

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07.12.2022

Sind es in Neapel die Krippenschnitzer und -bauer, die mit ihrem althergebrachten Handwerk zu faszinieren wissen, erwartet mich in Apulien ein ganz anderes Spektakel. In vielen Städten gibt es an bestimmten Tagen Krippen mit lebenden „Figuren“. Meist ist die Krippe einem bestimmten Thema gewidmet und dementsprechend ausgestattet oder theatralisch bespielt. So ging es letztes Jahr in Alberobello um „Josefs Vaterschaft“. In Tricase wird die ganze Altstadt zur Krippe, verteilt auf 8 Termine schlendern um die 100.000! Besucher durch die stimmungsvolle Kulisse. In Locorotondo wiederum dreht sich heuer alles um die antiken Handwerke, etwa 80 Handwerker geben Einblicke in die seinerzeitigen Arbeitsweisen. Zeitreisen, die einen auf die Ankunft Jesu wunderbar einstimmen.

Eine andere Art der Vorbereitung findet in den Küchen der Region statt. Gibt es am Heiligabend nur einfache Speisen, oft die sogenannten „Fritelle“ (frittierte Klößchen gefüllt mit Tomaten, Mozzarella, gedünsteten Zwiebeln, Thunfisch oder gereifter Ricotta), so beginnt am 25. Dezember der zweitägige Ausnahmezustand auf sich biegenden Tafeln. Für den Auftakt sorgt das Adriatische Meer, von Mies- oder Venusmuscheln über Austern und Jakobsmuscheln bis hin zur lokalen Spezialität der Seeigel. Gefolgt von einem ersten Gang, bei dem verschiedene Pastagerichte gereicht werden. Nach dieser Aufwärmphase geht man über zum Fleisch. Lamm ist in Apulien sehr beliebt. Seinerzeit war Rindfleisch in dieser Region sehr kostspielig bis unüblich, Lamm und Ziege hingegen verweisen auf die jahrhundertealte Hirtentradition. Und so gehört das „Cutturiedde“ noch heute auf den Festtagstisch, eine Variante davon sei an dieser Stelle nähergebracht!

Zutaten für 4 Personen: 1 kg Lammschulter (nicht zu klein geschnitten), 400 g Pomodori pelati, 2 mittelgroße Zwiebel in Scheiben geschnitten, 1 kg Kartoffel (geschält & gewürfelt), 100 ml Condimento Bianco, Lorbeerblätter, 100 g geriebener Pecorino, Salz, Pfeffer.

Lorbeerblätter und Weinessig in eine Schüssel geben, Lammfleisch hineingeben und mit Wasser bedeckt für 2 Stunden stehen lassen. Zwiebel, Tomaten und Kartoffel in eine Pignata oder einen Terrakottatopf geben. Reichlich Olivenöl darüber gießen, salzen, pfeffern und mit kaltem Wasser bedeckt zum Kochen bringen. Nun kommt das abgetropfte Fleisch dazu und darf abgedeckt bei mittlerer Hitze 3 – 4 Stunden ins Backrohr, bis das Fleisch weich und die Flüssigkeit reduziert ist. Nun erst den Pecorino darüberstreuen und nochmals für ein paar Minuten dahinköcheln lassen, eine sämige Sauce ist das Ziel. Servieren und verspeisen, Beilagen braucht es nicht, glauben Sie mir!
Empfehlenswert hingegen ein gutes Tröpferl aus der Region im festlichen Glase, ich denke da an einen gereiften Primitivo del Salento oder einen Negroamaro.

Wer glaubt, damit ist es getan – irrt! Die apulische Küche bietet eine große Auswahl an Süßspeisen, wobei die „Cartellate“ das typischste Weihnachtsgebäck sind. Sie bestehen aus einem in lange Streifen ausgerollten und dann in Rosenform gebrachten Teig, der frittiert und entweder in Honig oder in Glühwein getaucht wird.

Ein Blick auf dieses Menü macht klar, warum es sich um stundenlange Sitzfleischtrainings handelt, die gegen Mittag beginnen und bis in den Abend hinein dauern. Nicht zu vergessen: am 26. Dezember gibt es eine zweite Runde - ein wenig leichter, zumeist mehrgängig dem Thema der Brühe gewidmet – die lieben die Apulier ganz besonders. Abends dann ein Spaziergang zu den lebenden Krippen, nun wissen Sie warum!

In diesem Sinne „Buon appetito und vor allem BUON NATALE“!
Ihr CONTE DeCESARE!

Fotoquelle: italissimo.at 

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